And just like that…

Im Juni hatte ich eine Woche Urlaub und ich nutzte das 9€-Ticket um zum (inzwischen) Ex-Freund nach Wiesbaden zu fahren. Zwei Nächte blieb ich dort.

Also, Wiesbaden ist eine recht schöne Stadt, im Grunde ist sie durchaus einen Besuch wert und man sollte sich vielleicht mehr als zwei Tage Zeit nehmen und ohne emotionalen Ballast die Stadt genießen.

Ich bin nach Wiesbaden gefahren mit der Absicht, zu gucken, ob unsere „Beziehung“ vielleicht noch eine Chance hat oder um einen Abschluss zu finden. Es wurde ein Abschluss, aber die Art und Weise hatte ich nicht erwartet.

Long story short: Er hatte die „Beziehung“ bereits während des Ghostings beendet, mir aber nicht Bescheid gesagt. Als er das sagte, liefen mir die Tränen über das Gesicht. Ich habe nicht laut geweint oder so, aber, ohne dass ich es wollte, liefen die Tränen. Diese Reaktion hatte ihn wohl ein bisschen überrascht.

Er selber trauerte recht ausgiebig um eine Freundin und von daher waren ich und meine Bedürfnisse, wie immer, absolut unwichtig. Wir gingen am letzten Abend noch lecker essen, aber letztendlich endete es im Streit. Den hatte ich provoziert, weil ich ihn einfach nicht mehr ertrug und wollte, dass er mich alleine lässt. Hat geklappt.

Als ich wieder zu Hause war, hat er sich zwar dafür entschuldigt, dass er mir weh getan hat, aber im Grunde genommen ging es vor allem um ihn und seine Trauer.

Aber so bekam ich den Abschluss, den ich brauche. Ihr erinnert Euch vielleicht noch, dass mir das Ghosting sehr zu schaffen machte. So kann ich jetzt damit abschließen. Ja, manchmal nagt das noch sehr an mir, aber insgesamt geht es mir jetzt um einiges besser. Es wird.

Leider habe ich erst im September wieder Urlaub, diesmal ganze drei Wochen. Da es dann das 9€-Ticket nicht mehr gilt, werde ich vermutlich nicht wegfahren. Auch, weil Hotelzimmer echt wahnsinnig teuer sind. Es sei denn, ich möchte in einem 10-Personen-Schlafsaal schlafen. Was ich nicht will.

Es ist echt unfair: teilt man sich ein Zimmer zu zweit, ist es viel billiger pro Person. So habe ich halt Pech gehabt. Mal wieder.

Die Gesamtsituation zerrt sehr an den Nerven der Menschen, das erlebe ich im Moment ständig im Job. Menschen sind genervt, aggressiv, haben völlig überzogene Ansprüche und eine Erwartungshaltung, die mich nur noch den Kopf schütteln lässt. Dazu kommt, dass der Personalmangel in der Pflege große Auswirkungen auf uns hat. Patienten können nicht so schnerll entlassen werden, da wir keine Nachversorgung organisieren können. Aktuell nehmen mehr als 20 Heime keine Kurzzeitpflegegäste auf, weil sie gerade in Quarantäne sind oder zu wenig Personal haben. Aber wir haben halt den Druck, weil Patienten, die nur bei uns „rumliegen“ und keine Therapien mehr bekommen, Geld kosten. Ja, die Krankenkassen fordern Geld zurück, wenn Patienten länger im Krankenhaus liegen als es die DRGs (Diagnose Related Groups – alkso Fallpauschalen) vorschreiben. Da muss man schon sehr gut argumentieren können, um keine Abzüge zu kassieren. Und in den Krankenhäusern herrscht ja auch Pflegepersonalmangel….

Also, ich bin wieder Single. Und ich vermisse körperliche Nähe aber auch das Gefühl, geliebt zu werden. Und ein Gefühl von Sicherheit. Mit einem Mann lachen können, ihm etwas erzählen und mich verstanden fühlen.

Achja…

Ghosting – und was es mit mir macht

Ich wurde also geghostet. Seit dem 13.02. habe ich nichts mehr vom “Freund” gehört. Ich habe keine Ahnung, warum das passiert ist. 

Es ist nicht das erste Mal, das mir das passiert und es ist jedes Mal schlimm. Man bleibt ohne Erklärung zurück, kann nicht nachvollziehen, was los ist. Fragen bleiben offen. Man fühlt sich verlassen, abgeschoben, wertlos.  

Ich war es also nicht wert, dass er mir sagt, was los ist, dass er die Beziehung beenden will. Ganz offensichtlich hatte ich meinen Zweck für ihn erfüllt, und nun, nach seinem Umzug zurück nach Hause, zu Familie und Freunde, werde ich nicht mehr gebraucht. Das tut sehr, sehr weh. 

Dass ich monatelang für ihn da war (so gut das auf Entfernung halt geht), dass ich ihm teilweise täglich stundenlang zugehört habe, ihm zum Einschlafen Geschichten vorgelesen habe, seine Launen mitbekommen habe, seine Geheimnisse, seine Probleme, seinen Kummer – all das ist nichts mehr wert. 

Ich wollte immer gut sein, gut für ihn sein. Vielleicht war ich das – für eine gewisse Zeit. Aber es hat nicht gereicht. 

Wie gesagt, dass ist nicht das erste Mal, dass ich geghostet werde, aber dieses Mal ist alles noch viel schlimmer, als die beiden Male zuvor. 

Ich denke nicht pausenlos daran und ich versuche auch gar nicht, so viel darüber nachzudenken. Und ich habe sogar mal einen guten Tag. Aber es kann passieren, dass ich im Büro sitze und es reicht ein Wort, ein Geruch, ein Gedanke (der noch nicht mal irgendwie mit ihm zu tun hat) und mich packt das blanke Entsetzen. Ich bekomme Panik, Tränen schießen mir in die Augen, meine Brust schnürt sich ein, mir bleibt die Luft weg, mein Herz schlägt bis zum Hals. Im Bauch habe ich das Gefühl von Millionen von Schmetterlingen, und was eigentlich ein schönes Gefühl ist, ist in dieser Intensität schmerzhaft und bereitet mir Übelkeit. Zum Schreien habe ich keine Kraft und meistens versuche ich (erfolgreich), meine Tränen zurück zu halten. Ich kann im Büro nicht einfach weinen, das geht nicht. Ich muss mich zusammenreißen. Und auch wenn ich alleine bin, erlaube ich mir selten, zu weinen. Es nutzt ja nichts. In meiner Brust habe ich jetzt öfter das Gefühl, dass sie innen zu eng ist, mein Magen macht auch wieder öfter Probleme.  

Aber warum bin ich dieses Mal so sehr traumatisiert? Warum war ich die anderen Male zwar traurig und wütend, aber nicht so fassungslos wie jetzt? Was ist jetzt anders? 

Bei den anderen Männern war mir vom Prinzip her klar, dass es keine echte Beziehung ist, dass ich zwar verliebt war, aber von echter Liebe keine Rede sein konnte. Es gab keine Zukunft, auch wenn ich mir das gewünscht habe. 

Mit dem “Freund” war das anders. Er sagte das L-Wort, er nannte mich seine feste Freundin und hatte überhaupt kein Problem damit, wenn ich ihn meinen festen Freund nannte. Wo Andere ein großes Problem damit hatten, unsere “Beziehung” irgendwie zu  benennen, war das für ihn kein Thema.  

Zum ersten Mal seit langem gab es eine Zukunft mit einem Mann, eine reelle Chance auf einen gemeinsamen Weg. Zum ersten Mal seit über sechs Jahren war ich kein Single mehr. Das bedeutete mir tatsächlich mehr, als ich erwartet hätte.  

Ja, manche Dinge waren von Anfang schwierig, aber ich war davon überzeugt, dass wir die Schwierigkeiten zusammen meistern könnten. Wir würden es schaffen, weil wir uns liebten. 

Daran glaubte ich fest. Ich wollte an eine gemeinsame Zukunft glauben. Ich habe an eine gemeinsame Zukunft geglaubt. Es würde alles gut werden und Probleme waren dazu da, um beseitigt zu werden.  

Wir hatten schon mal scherzhaft über das Thema Heiraten gesprochen und er schien es ernst zu meinen. Nein, er hat mir keinen Antrag gemacht, aber das war kein Thema, vor dem er zurück schreckte. Unser Altersunterschied war auch kein Problem. Ich freute mich auf die Zukunft. 

Und nun dieser abrupte Kontaktabbruch. Ich hatte ihm noch einmal irgendwas über Instagram geschickt. Und tatsächlich hat er mich nicht geblockt, er hat die Nachricht gesehen – aber nie reagiert.   

Ich werde nie behaupten, dass ich immer alles richtig gemacht habe, dass alle Probleme und Unstimmigkeiten nur von ihm ausgingen. Auf keinen Fall, denn das stimmt nicht. Sicher habe ich auch mal Dinge gesagt oder getan, die ihm nicht gefielen. 

Meine Depression kickt jetzt wieder voll rein, natürlich. Ich schwanke ständig zwischen Trauer, Fassunglosigkeit, Panikattacken und der Unfähigkeit, überhaupt etwas zu fühlen mit einer innerlichen Erstarrung. In fliegendem Wechsel. Ich fühle zu viel oder nichts.   

Ich habe diesen Mann geliebt, ich habe ihm vertraut. Ich empfinde noch immer Einiges für ihn, aber das ist natürlich völlig sinnlos. 

Ich war dumm genug, mich auf eine Beziehung einzulassen. Oder verzweifelt genug? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich wirklich traumatisiert bin. Traumatisiert. Verzweifelt. 

Keine Ahnung, ob ich mich jemals wieder so intensiv auf einen Mann werde einlassen können. Flirten, Sex – ja. Aber jemals wieder so sehr vertrauen und an eine Zukunft glauben??? Bei meinem gleichzeitigen Wunsch, endlich nicht mehr alleine zu sein? 

Geht das überhaupt? 

Was ist, was war, was wird sein…?

Jahresrückblicke sehen bei mir meistens so aus:

Boah, was für ein anstrengendes Jahr, ich hätte gerne mal ein ruhiges Jahr.

Und dann ist das folgende Jahr nochmal um einiges härter als das Jahr zuvor.

2021 ist da keine Ausnahme. Leider

Im Mai hatte ich meine zweite Bandscheiben OP, und mal abgesehen vom Anfang der Narkose, lief die OP auch ziemlich gut. Im Juni war ich dann vier Wochen in der Reha in Bad Pyrmont, habe dort viele nete Menschen kennengelernt und einen ganz lieben Menschen endlich mal real getroffen (wir schlichen schon ein paar Jahre umeinander rum).

Ende Juli trat dann, für mich völlig überraschend, der Freund in mein Leben und es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, die ganze Beziehung ist eine große Herausforderung für mich. Aber wer es erstmal in mein Herz geschafft hat…naja.

Anfang September wollte ich eigentlich in meinen Job zurück kehren, aber bereits Ende August wurde ich dann sehr krank. Und zwar so krank, dass ich ohne Übertreibung sagen kann: 2021 war für mich das gesundheitlich mieseste Jahr meines Lebens.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte ich eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV), eigentlich ein recht harmloses, menschliches Herpesvirus. Eigentlich. Aber nicht bei mir. Bei 99% aller Menschen verläuft die Infektion meistens komplett unbemerkt, man hat vielleicht eine leichte Erkältung, und das war es auch schon. Ausnahmen sind Menschen mit einem supprimierten Immunsystem (also Menschen mit HIV/AIDS, nach Chemo oder nach Organtransplantation). Und bei schwangeren Menschen ist die Infektion ein Problem für den Fötus. Aber all das trifft auf mich nicht zu.

Und doch erwischte es mich hart. Zunächst begann alles mit Atemnot und trockenem, hartnäckigem Husten. Der erste Gedanke war: Shit, trotz Impfung habe ich mir CoVid eingefangen. Aber das war es nicht.

Mein Hausarzt dachte an eine Bronchitis und so bekam ich ein Antibiotikum, welches genau nichts brachte und drei Tage später zeigte sich, dass meine Blutwerte katastrophal waren und plötzlich die Verdachtsdiagnose Lungenembolie im Raum stand. Ein Schnelltest auf D-Dimere war positiv, also – ab ins Krankenhaus. Dort verbrachte ich mehrere Stunden, bekam nochmal Blut abgenommen, ein Ultraschall von Abdomen und Herz, ein CT mit Kontrastmittel der Lunge und die beruhigende Nachricht, dass ich keine Lungenembolie hatte. Allerdings war klar, dass irgendwas überhaupt gar nicht mit mir stimmte.

Da Freitag war, durfte ich am Abend nach Hause, musste aber am Montag Punkt um 8 Uhr wieder in die Notaufnahme zur stationären Aufnahme.

Ich hatte ja nicht nur sauschlechte Blutwerte, eine echt riesige Leber und Milz, mir ging es auch sehr, sehr schlecht. Ich war einfach nur kaputt, erschöpft, ständig völlig aus der Puste und fühlte mich echt Scheisse.

Also verbrachte ich eine Woche im Krankenhaus, hatte nochmal ein CT der Lunge, Ultraschall des Abdomens, mehrere Laborkontrollen, eine Knochenmarkpunktion und eine Magenspiegelung. Die einzige Diagnose, die sofort feststand: Ich hatte eine Magenschleimhautentzündung. Nun gut, dass war das Geringste meiner Probleme und konnte auch sofort angegangen werden mit einem Medikament.

Ansonsten war meine Erkrankung ein Rätsel für alle. Manche Blutuntersuchungen dauern einfach etwas länger, so auch der Test auf CMV und Eppstein-Barr-Virus. Beide Ergebnisse waren erst fertig, als ich schon aus dem Krankenhaus entlassen war.

Am beunruhigsten war die Knochenmarkpunktion. Nicht nur, weil ich unerwarteterweise tatsächlich eine Kurznarkose mit Propofol dafür brauchte (sorry, Doc, dass ich so geschrieen und gejammert habe und das Dormicum einfach nicht reichte), sondern weil eine Knochenmarkpunktion auch immer bedeutet: Möglicherweise hast Du Krebs, genauer gesagt eine Leukämie (aber danach sahen meine Blutwerte nicht aus) oder ein Lymphom (also Lymphdrüsenkrebs). Offiziell heißt es immer, dass man die bösen Erkrankungen ausschliessen möchte, aber – nun ja, ich kenne mich halt ein bisschen aus und weiß, was das bedeuten kann.

Nach einer Woche durfte ich nach Hause. Nicht, weil es mir besser ging, sondern weil wir mit der Diagnostik durch waren und therapeutisch nichts zu machen war.

Also war ich nun zu Hause, immer noch völlig erschöpft von allem, selbst die kleinste Betätigung war anstrengend, und wartete auf Ergebnisse. Und das ist schlimm. Warten. Nicht meine liebste Beschäftigung. Und obwohl ich versucht habe, nicht so viel daran zu denken, dass ich vielleicht Krebs habe – mein Gehirn macht da einfach nicht mit.

Die Auflösung war verblüffend. CMV. Sowas lächerliches, eigentlich. Niemand weiß, warum mich das so krank gemacht hat. Warum ich insgesamt drei Monate brauchte, bis ich wieder einigermaßen fit war und nicht mehr ständig müde war und schlafen wollte. Warum Lunge, Leber und Milz so sehr darunter zu leiden hatten. Warum meine Blutwerte sich nur langsam erholen.

Nächste Woche ist mal wieder Kontrolle der Blutwerte und ein Ultraschall. Man darf gespannt sein.

Die Erkrankung hat auch etwas mit meiner Psyche gemacht.  Ich weiß nur noch nicht so genau, was. Aber diese Zeit hat Eindruck hinterlassen und ich denke noch viel daran. Vielleicht auch, weil niemand weiß, warum das überhaupt erst passiert ist. Ich mag es nicht wirklich, wenn medizinische Rätsel ungelöst bleiben.

Ich habe keine Ahnung, was 2022 bringen wird, und mittlerweile finde ich, das ist auch ganz gut so. Ich muss einfach leben und gucken, was passiert. Wie ich überhaupt eigentlich nie irgendwas plane. Leben passiert und ich reagiere darauf.

Natürlich gibt es Dinge, die ich mir für das neue Jahr wünsche (bitte nicht verwechseln mit Vorsätzen, sowas mache ich nie), aber – mal gucken.

Liebe ist nicht immer einfach…

Den letzten Blogbeitrag habe ich im August geschrieben und es ging um den Freund und meine Zweifel, ob ich mit ihm zusammen bleiben kann.

Surprise, surprise, wir sind immer noch zusammen. Aber es ist nach wie vor schwierig.

Allein die Distanz ist nicht einfach zu händeln, wobei dies meiner Meinung nach noch das Geringste der Probleme ist.

Disclaimer: Manche Dinge lasse ich absichtlich im Nebulösem. Aus verschiedenen Gründen. Unter anderem, weil diese Dinge selbst mir zu persönlich für meinen Blog sind. Ich denke, es gibt Personen, die ich schon eine Weile kenne, denen ich das im 1:1 Gespräch/DM erzählen würde. Aber eben nicht jedem.

Also, eines ist völlig klar: Ich liebe den Freund. Trotz allem – oder gerade deswegen? Ich denke, auf seine Art liebt er mich auch, ist aber vermutlich nicht wirklich in der Lage, dies so auszudrücken, wie ich das manchmal gerne hätte. Es gibt aber Dinge, die mir zumindest zeigen, dass er mir mehr vertraut als irgendjemand anderem.

Wir telefonieren viel, wobei interessanterweise er meistens derjenige ist, der anruft. Ich mache das (immer noch nicht), weil ich nach wie vor Angst habe bzw. befürchte, dass er sich genervt fühlen könnte. Das ist eine alte Last und eigentlich doof, aber über diesen Schatten kann ich noch nicht springen.

Diese Telefonate dauern oft sehr lange, wir können auch miteinander schweigen, und dabei zeigt er sich vollends so, wie er ist (auch wenn wir zusammen sind). Ich konnte das schon mehrmals beobachten: Wenn er auf andere Menschen trifft, geht er fröhlich auf sie zu, kann sofort mit ihnen quatschen, ist sehr charmant und witzig. Seine Fassade ist nahezu makellos. Und sicher ist das auch ein Erbe seines zuerst gelernten Berufes (er hat Gastronomiefachmann/Kellner  in der Spitzengastronomie gelernt). Oder er wurde Kellner, eben weil er so ein offenes Wesen hat.

Zu mir ist er auch so, aber ich bekomme den wahren Mann zu sehen. Den Mann mit all seinen Problemen und Sorgen, den Mann, der weint, wenn er nicht mehr weiter weiß. Im Englischen gibt es das Wort „raw“ und ich bin mit den deutschen Wortmöglichkeiten nicht so ganz zufrieden, denn es lässt sich übersetzen mit „roh, unverfälscht, rau“. Wozu drei deutsche Wörter benutzen, wenn es ein Wort im Englischen viel besser trifft?

Also, er ist im Kontakt mit mir „raw“, ohne Kompromisse, radikal. Mich freut das sehr, denn dafür braucht man sehr viel Vertrauen und die Gewissheit, dass die zuhörende Person damit umgehen kann und sich nicht vor lauter Schreck abwendet. Ein Mann darf natürlich bei mir weinen, er darf wütend sein und sein Innerstes zeigen.

Aber – das ist manchmal auch schwierig für mich. Denn seine Emotionen treffen mich mit voller Wucht, und ich weiß nicht immer, was ich ihm sagen kann, was ihm hilft. Denn, und das ist sicher eines der Probleme: Ich sehe mich in diesen Momenten mehr als Coach oder Muddi. Ich will, oder besser, ich muss  ihm helfen – so sehe ich das. Und das ist halt ein wichtiger Bestandteil meiner Persönlichkeit: Nach Möglichgkeit so hilfreich wie nur möglich sein, besoners bei Menschen, die ich liebe, aber nicht nur bei denen. Das ist mein Helfersyndrom, ich bin ja nicht umsonst Krankenschwetser geworden.

Und: Wenn ein Mann mir bedürftig erscheint – da wird es „gefährlich“ für mich. Dann bin ich voll dabei, sozusagen „all in“, ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist gut – und das ist schlecht. Jedenfalls für mich. Ich erkenne durchaus, dass ich auch Bedürfnisse habe, die zu einem großen Teil nicht befriedigt werden. Mir ist klar, dass dies auf Dauer nicht gesund ist. Ich erlebe eine Situation wie diese nicht zum ersten Mal. Mir scheint aber, dass es dieses Mal um Einiges intensiver ist als sonst.

Irgendwann habe ich das schon mal geschrieben: Ich hoffe einfach, dass meine Bemühungen, mein „für ihn da sein“, später belont werden. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das aussehen könnte, aber ich glaube daran. Oder hoffe nur. Das weiß ich nicht so genau.

Ich weiß, dass der Freund mit mir Dinge bespricht, von denen sonst keiner etwas weiß, auch seine Mutter nicht (ich kenne sie nicht; möglicherweise ahnt sie verschiedene Sachen). Ich fühle mich geehrt, dass er sich mir so zeigt.

Und dann ist da noch unser Altersunterschied. Er ist immerhin 16 Jahre jünger als ich. Ich glaube, ich denke öfter daran als er, manchmal machen wir Scherze darüber. Aber mir ist klar, dass es mindestens ein Thema gibt, an dem es nichts zu rütteln gibt: Kinder.

Er hat ein Kind, ich weiß nicht, ob er grundsätzlich nochmal Vater werden möchte. Aktuell ist das überhaupt kein Thema in seinem Leben. Aber sollte es nochmal ein Thema sein – da bin ich raus. Komplett. Und das wird ihm klar sein. Aber wie gesagt – jetzt ist das kein Thema.

Was ich auch nicht außer Acht lassen darf: Es bedeutet mir mehr als ich dachte, nicht mehr Single zu sein. Sagen zu können „Ich habe einen Freund“. Ich bin nach sechs Jahren endlich wieder mit jemandem wirklich zusammen (und nicht nur eine heimliche Geliebte). Ich bin ein wenig überrascht, dass mir das so viel bedeutet, aber so ist es nun mal.

Also alles in Allem: Es ist, und bleibt vermutlich noch, schwierig. Aber ich liebe ihn.

War es das schon wieder?

Der Freund und ich hatten kurzfristig beschlossen, dass wir dieses Wochenende gemeinsam verbringen wollten. Ihm wurde die äußerst seltene Ehre zuteil, in meine Wohnung zu dürfen, die aus mehreren Gründen eigentlich tabu ist. Aber unser erstes Treffen und auch die Tage danach, in denen wir viel telefoniert hatten, waren doch so außergewöhnlich schön und vertraut, dass ich bereit war, dieses Risiko einzugehen.

Dass er Probleme hatte, ja, das war mir bewusst. Wie schlimm es wirklich ist – davon hatte ich keine Ahnung.

Samstagmorgen waren wir in einem Café frühstücken und da gab es eine Situation, die ihm die Tränen in die Augen trieben. Ich hatte das zum Glück recht schnell erkannt und ihn, soweit es in einem Café möglich ist, getröstet.

Ich muss wohl erwähnen, dass er gelernter Kellner und Koch ist und in der Spitzengastronomie gearbeitet hat. Wie vermutlich bekannt ist, ist das sehr anstrengend und stressig und hat schon viele Köche und Kellner in ein Burn-Out, Alkoholismus, Drogensucht etc. getrieben. Weil er das einfach nicht mehr konnte, macht er jetzt eine Ausbildung/Weiterbildung, die ihm aber sehr zu schaffen macht und ihm gar nicht gefällt. Das wusste ich. Andere private Schwierigkeiten kommen noch dazu. Dennoch dachte ich, dass unsere Beziehung darüber hinweg kommen könnte.

Wir waren in der Stadt, an der Schlachte, haben an der Weser gesessen, etwas getrunken, uns viel unterhalten. Überschattet von seinen Stimmungsschwankungen. Zwischendurch aber war wieder alles okay, aber es drückte auch meine Stimmung, was er natürlich auch merkte. Bei einem längeren Spaziergang an der Weser redeten wir darüber, und schon da sagte ich ihm, dass ich befürchte, dass für mich in seinem Leben eigentlich gar kein Platz wäre, weil er an verschiedenen Fronten zu kämpfen hat. Dies wies er weit von sich. Er würde mich trotzdem sehr gern haben.

Beim anschließenden mexikanischen Essen war wieder alles wunderbar, die Stimmung war gut, sehr gut.

Heute morgen allerdings war, gelinde gesagt, katastrophal. Er war traurig, dass er wieder fahren musste. Es ging nicht darum, dass er von mir weg musste, sondern, dass er in die Situation, die ihn kreuzunglücklich macht, wieder zurück musste. Er weinte, war verzweifelt, sagte immer wieder:“Ich kann da nicht zurück!“.

Versteht mir nicht falsch: Dass er in meiner Gegenwart weinen konnte, fand ich wirklich großartig, denn hätte er sich mit mir nicht wohl gefühlt, dann hätte er seine tiefen Gefühle so nicht zeigen können. Ich habe versucht, ihn zu trösten, aber es gelang mir nicht.

Und da wurde mir bewusst, dass er wirklich ein fettes Burn-Out und eine Depression hat und er unbedingt professionelle Hilfe braucht. Dies habe ich ihm auch gesagt, aber davon will er nichts wissen. Er könne mit fremden Menschen nicht reden.

Ich habe selten einen Menschen so verzweifelt gesehen.

Und ich möchte ihm wirklich gerne helfen und ihm zur Seite stehen, aber ich kann das nicht so, wie er es bräuchte. Und mir ist mittlerweile klar, dass seine fast schon überbordende Zuneigung, die er mir gegenüber ausgedrückt hat, wahrscheinlich nur sein Bedürfnis war, eine Schulter zum anlehnen zu haben, jemand, der ihn tröstet. Denn das habe ich vor allem heute sehr oft gemacht.

Ich habe mich wieder zu ihm ins Bett gelegt, ihn in meinen Armen gehalten (was eher witzig ist, denn er ist mehr als 30cm größer als ich), ihn gestreichelt und ich habe verzweifelt nach den richtigen Worten gesucht. Es hat alles nichts genutzt. Immerhin habe ich ihn nicht meine eigene Verzweiflung spüren lassen.

Ich muss vermutlich nicht erwähnen, dass ich (mal wieder) meine eigenen Bedürfnisse hinten an gestellt habe (wer hier ein Muster erkennt, muss es nicht extra erwähnen).

Ich bin traurig, verzweifelt. Da finde ich nun endlich einen Mann, der tatsächlich mein Freund sein will, der nicht nur mit mir in die Kiste will, und dann passiert sowas.

Natürlich habe ich ihn zum Zug begleitet, der Abschied war irgendwie komisch.

Aktuell glaube ich nicht, dass es für uns auch nur etwas Ähnliches wie eine gemeinsame Zukunft oder einen gemeinsamen Weg gibt. Ich bleibe dabei: Für mich kann es keinen Platz in seinem Leben geben, wenn er so große Probleme hat, um die er sich unbedingt kümmern muss. Ich würde mich freuen, wenn es anders wäre, aber die Frage ist ja auch, wie lange schaffe ich es, mein Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit zu unterdrücken, ohne kaputt zu gehen? All das hatte ich nun schon zur Genüge und es ist so unendlich ermüdend, traurig und lässt mich daran zweifeln, irgendwann noch mal mit einem Mann glücklich zu werden.  Dass die Gründe dafür jetzt völlig andere sind, spielt da eigentlich keine Rolle.

Ich mag nicht mehr.

P.S.: Dieser Blog ist auch und vor allem dazu da, meine Gefühle und Gedanken zu verschriftlichen. Dies brannte mir nun auf der Selle und ich wollte es schnell loswerden, vielleicht auch, um es jetzt schon einordnen zu können. Daher dieser recht schnelle Beitrag.   

Irgendwas ist ja immer….

Ja, ich weiß, ich sage immer wieder, dass ich gerne mal etwas Ruhe in meinem Leben hätte. Irgendwie funktioniert das aber nicht. Irgendwas passiert immer.

Im Mai also, genauer am 18.05. diesen Jahres, lag ich  wieder mal auf dem OP-Tisch. Bandscheiben OP die zweite (und auf dieser Höhe auch garantiert die letzte OP, denn da ist jetzt wirklich keine Bandscheibe mehr. Aber meine restliche Lendenwirbelsäule hat noch ein paar Bandscheiben, und die sehen nicht wirklich gut aus).

Ich wurde in der gleichen Klinik vom gleichen Operateur operiert wie vor 4 Jahren und soweit ich das beurteilen kann, lief die OP auch gut. Was überraschenderweise nicht so gut lief, war die Narkose.

Ich hatte noch nie irgendwelche Probleme mit einer Narkose. Kein Erbrechen oder sonst irgendetwas.

Die Narkose wurde mit Propofol „gefahren“ und ich komme mit dem Zeug wirklich gut zurecht. Ich habe damit keinerlei Amnesien, ich kann minutiös berichten, wie die Einleitung gelaufen ist und weiß noch genau, was die Anästhesistin zum Pfleger gesagt hat und welche Dosierung an Propofol und Sufentanyl ich erhalten habe. Nun gut, dieses Detail weiß ich vielleicht deshalb, weil ich als Krankenschwester mich für diese Dinge auch sehr interessiere. Ich erinnere mich sehr genau an dieses wohlige Gefühl im Kopf, als die Medikamente anfluteten und an die zwei oder drei Sekunden, als ich alles doppelt und dreifach sah. Dann war ich erstmal weg.

Und erwachte, als man mich für die OP lagerte. Bei Rücken OP’s wird man meistens auf den Bauch gelagert (es gibt ganz wenige Ausnahmen, bei denen man den Zugang durch den Bauch macht). Für meine OP wurde ich in Hockstellung gelagert, so dass die Wirbelsäule schön gestreckt ist.

Ich wurde also wach und hatte den Eindruck, ich läge bäuchlings auf einem Kasten. Hände berührten mich, Menschen sprachen. Interessanterweise wusste ich sofort, was los war. Von einer Awareness (so der Fachbegiff) während einer Narkose hatte ich schon mal gehört, wusste aber auch, dass dies zum Glück relativ selten passiert.

Mir war klar, dass man mit der OP noch nicht angefangen hatte, denn mir tat nichts weh. Aber ich spürte wie ich lag und ich spürte die Hände, die meinen Körper in die richtige Position brachten. Was nix Anderes hieß, als dass ich gerade nicht schmerzunempfindlich war.

Leider hörte ich, wie der Anästhesiepfleger sich recht abfällig über mein Gewicht äußerte und zudem der Meinung war, dass ich bei der Angabe meines Gewichtes gelogen hätte und ich „sicher viel mehr als Xkg“ wiegen würde. Darüber war er so erbost, dass er dies mehrmals wiederholen musste.

Ich würde an diesem Punkt sicher nie lügen, da ich weiß, dass die Narkosemittel ja nach Körpergewicht berechnet werden.

Mir wurde auch sofort klar, dass das Succinylcholin, das Medikament, welches den Körper komplett lähmt (ansonsten ist der Muskeltonus zu hoch und ein Mensch lässt sich sonst kaum intubieren) sehr wohl wirkte. Denn ich konnte mich nicht bewegen. Meine Augen konnte ich nicht öffnen, es war zappenduster. Zwar habe ich versucht, meine ganze Konzentration auf einen Arm oder ein Bein zu richten, um auf mich aufmerksam zu machen, aber das klappte nicht. Der Monitor piepte in schöner Regelmäßigkeit, also war mein Kreislauf in Ordnung, mein Herz schlug regelmäßig und nicht besonders schnell, also konnte man daran nicht merken, was gerade los war.

Ich war in dieser Situation völlig ruhig, obwohl ich wusste, was unter Umständen passieren könnte – nämlich dass die OP, mit schneiden und so, anfangen würde und ich alles spüren könnte.

Den Beatmungsschlauch in meinem Hals konnte ich deutlich spüren, und ich hatte die Idee, gegen die Maschine zu atmen, damit man daran merkt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Aber auch das funktionierte nicht.

Und bevor ich dann doch noch panisch werden konnte, schlief ich wieder ein.

Als ich im Aufwachraum wieder zu mir kam, waren meine ersten Worte: „Ich bin während der OP wach geworden.“ Die Antwort war: „Das kann gar nicht sein!“

Als mein Operateur am Mittag zu mir kam, sagte ich ihm, was passiert war, und er glaubte mir.

Die stellvertretende Anästhesie-Chefärztin kam noch am selben Tag zu mir, ließ sich schildern, was passiert war und vor allem, was ich gehört hatte. Sie war tatsächlich sehr betroffen und entschuldigte sich. Ich äußerte die Vermutung, dass ich wieder eingeschlafen bin, als zum Ende der Lagerung die inhalativen Narkotika eingesetzt wurden, und nach einem Blick in das Anästhesieprotokoll bestätigte die Ärztin das.

Am nächsten Tag kam dann die Ärztin zu mir, die für meine Narkose verantwortlich war, und dieses Gespräch hätte ich mir eigentlich schenken können.

Zwar entschuldigte sie sich ebenfalls, aber sie relativierte den Vorfall und schob mir ein Stück Verantwortung zu. Eben weil ich so dick sei und es mit der Berechung der Narkosemittel da halt nicht so einfach sei. Und blablabla.

Auf ein Gespräch mit dem Pfleger habe ich dann dankend verzichtet.

Das ist jetzt gut 2 Monate her, aber mir hängt das manchmal immer noch nach.

Anfang Juni bin ich dann in die Reha nach Bad Pyrmont gefahren, in die Klinik, in der ich schon vor vier Jahren war und in die ich jederzeit wieder gehen würde. Es hat mir unglaublich gut dort gefallen, wirklich alle waren dort sehr nett und aufmerksam und die vier Wochen haben mir sehr gut getan. Außerdem habe ich dort nette Menschen kennen gelernt, was mir den Aufenthalt sehr verschönt hat.

Und dann hatte ich noch ein Date und nunja, wir gucken mal ganz entspannt, ob und wie es weiter geht.

Jetzt bin ich schon seit drei Wochen wieder zu Hause und noch krank geschrieben. Anfang August habe ich wieder einen Termin bei meinem Operateur und dann gucken wir mal, ob ich schon die Wiedereingliederung  in den Job machen kann.

Daran habe ich so meine Zweifel, denn noch immer wird mein rechtes Bein regelmäßig taub, noch immer habe ich Schmerzen (die werden allerdings immer weniger) und ich merke bei vielen Bewegungen in der Trainingstherapie, dass ich noch nicht wirklich fit bin. Mir geht das halt alles zu langsam, aber ich weiß, dass ich Geduld mit meinem Körper haben muss. Das ist übrigens gar nicht so einfach…

Also gehe ich 2x pro Woche in die Trainungstherapie (kurz T-Rena) und stell mich darauf ein, dass ich vielleicht Ende August/Anfang September wieder langsam loslegen kann.

Aber wenn das vorbei ist, dann könnte es wirklich mal wieder ruhiger bei mir werden.

Echt jetzt!

Meine DNA

Schon vor ein paar Wochen kamen die Ergebnisse von meinem DNS Test. Und sie fielen etwas anders aus, als ich es erwartet hätte. Andererseits sind die Ergebnisse nicht wirklich spektakulär. Und mit einem Familienmythos wurde aufgeräumt.

Also: zu 58% kommen meine Gene aus dem deutschsprachigen Raum Europas, wobei der Fokus vor allem auf die nordwestdeutsche Küste liegt, genauer Elbe-Weser-Gebiet/Mittelweser. Nach allem, was ich über meine Vorfahren weiß, hatte ich ja mit Südwestdeutschland gerechnet (ein Teil meiner Vorfahren stammt aus dem hessischen Teil des Westerwaldes, aber natürlich weiß ich nicht, ob die nicht ursprünglich aus dem Nordwesten stammen).

Zu 22% stammen meine Gene aus – tadaaa – Schweden. Ja, Schweden. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Sind vor vielen Generationen Menschen aus Schweden weiter in den Süden gezogen? Gab es Wanderungsbewegungen aus dem Norden Europas? Naja, muss wohl.

15% meiner Gene stammen aus England/Nordwesteuropa mit dem Fokus auf England. Jo, England ist cool. Obwohl ich ja immer dachte, dass viele Völker nach England gegangen sind (Normannen und Sachsen und so), aber offensichtlich haben manche ihr Glück auf dem Kontinent gesucht.

Dann hätten wir noch 3% europäisch-jüdisches Genmaterial, welches nach Familiemlegenden höher sein sollte. Hauptsächlich stammen meine Gene in dieser Kategorie aus Belarus, Ungarn, Litauen, Lettland, Moldawien, Polen, Rumänien und der Ukraine. Also klar osteuropäisch-jüdisch.

Und die letzten 2% meiner Gene stammen aus Schottland und Nordirland. Auch nicht schlecht. Aber eben auch überraschend.

Alles in allem muss ich sagen, dass ich nicht weiß, wieviele Generationen diese Wanderungsbewegungen schon her sind. Es müssen viele Generationen gewesen sein, denn niemand wusste irgendetwas davon, soweit sich das nachverfolgen ließ. Prinzipiell hätte ich schon Lust, dass ein Genealoge das mal genauer untersucht, sofern das überhaupt möglich ist. Denn leider weiß ich über einen Großteil meiner Herkunftsfamilie kaum etwas. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass meine Großväter keine Rolle in meinem Leben spielten und über sie nur die allernötigsten Daten bekannt sind und über ihre Herkunftsfamilien wirklich keinerlei Kenntnisse vorliegen. Das wäre vielleicht etwas, was ich in späteren Jahren mal nachverfolgen möchte.

Es ist gut möglich, dass all diese genetischen Informationen sich letztendlich auf das Mittelalter beziehen und gar nicht auf die jüngere Geschichte.

Ich finde das Ergebnis sehr spannend und ich habe mit dieser Vielfalt gar nicht gerechnet.

Komplett ist man doch zu zweit!?

Inspired by @_smiling_Man

Da schrieb gestern der @_smiling_Man:

„Komplett ist man doch zu zweit!?

Meine Antwort darauf war: Ach, ich weiß nicht. Ist man als Single inkomplett? Bevor ich zu philosophisch werde: Ich fühle mich nicht inkomplett, trotzdem hätte ich zumindest zeitweise jemanden an meiner Seite.  Aber das gibt es seit 6 Jahren nicht mehr in meinem Leben.

Ich hätte aber eigentlich noch viel mehr zu dem Thema schreiben können und wollen, was aber in einem Thread irgendwie blöd gewesen wäre. Also habe ich über dieses Statement noch etwas nachgedacht und beschlossen, einen Blogbeitrag dazu zu schreiben.

Also, ich bin seit 6 Jahren Single. Und zunächst fand ich alleine sein grundsätzlich sehr in Ordnung. Schließlich hatte ich davor 19 Jahre mit einem, später dann mit zwei Menschen verbracht, und ich war so gut wie nie alleine. Also genoss ich die Zeit alleine sehr.

Ich hatte damals eine Affäre, die mir zunächst gut tat. Später dann nicht mehr, aber das ist eine andere Geschichte.

Was ich nicht so schön fand, war, dass ich an meinem Geburtstag alleine war, auch wenn ich naturgemäß meinen Geburtstag nie großartig feiere, aber an dem Tag alleine sein, das möchte ich dann doch nicht. Ist aber seitdem generell der Fall.

In den letzten sechs Jahren hatte ich mehrere Affären/Dingens mit Männern, die aber an meinem Alleinsein nichts änderten. Liebend gerne hätte ich jemanden gehabt, der mich während meiner beiden Krankenhausaufenthalte in dieser Zeit im Krankenhaus besucht und sich um mich kümmert. Einmal hatte mich jemand sogar besucht, aber sein größtes Problem war offensichtlich nicht, wie es mir geht, sondern die Tatsache, dass er zumindest eine Woche lang keinen Sex mit mir haben kann.

Als ich für meine Bandscheiben-OP im Krankenhaus lag, ein Jahr später, besuchte er mich gar nicht. War ihm zu stressig, hatte er keine Lust zu…

Das sind die Momente, an denen ich alleine sein echt Scheisse finde und mich belastet.

Ich kenne einige Leute, die sich auch als Single komplett fühlen, die sagen, dass ihnen nichts fehlt und sie ihr Leben auch gut alleine auf die Kette kriegen. Das finde ich gut. Und zum großen Teil geht es mir genau so.

Aber eben nicht immer. Andererseits: wie ich schon oft geschrieben habe, will ich ja gar nicht ständig jemanden um mich haben. Nur – naja, in einigen Situationen wäre ich dann eben doch lieber zu zweit. Und ich rede hier nicht von Sex. Nicht nur.

Wenn ich mal wieder Geburtstag habe, hätte ich gerne einen Mann an meiner Seite. An Weihnachten und Silvester. Wenn ich jemanden brauche, der mich fest in den Arm nimmt und mich für den Moment meine Sorgen vergessen lässt. Wenn ich auf Netflix meine Lieblingsserien und Filme gucke, dann würde ich gerne mit jemandem kuscheln auf dem Sofa und das genießen. Oder wenn ich krank bin, täte mir dass sicher gut, wenn sich jemand um mich sorgt und an meiner Seite ist. Jemand, der merkt, dass es mir gerade nicht gut geht und einfach zu mir kommt. Oder wenn es mir gut geht und dies mit jemandem teilen möchte.

In solchen Situationen fühle ich mich inkomplett, alleine. In solchen Situationen fehlt mir ein Partner. Sehr.

„Meine“ Männer in den letzten Jahren interessierten sich leider so gar nicht dafür, was ich an Nähe und Partnerschaft gebraucht hätte. Aber wir hatten ja keine Partnerschaft, nicht wahr?

Die Frage vom @_smiling_Man kann ich also mit einem Jein beantworten, mit einem großen Hang zum Ja.

I feel you!

Wer bin ich eigentlich?

Keine Ahnung warum, aber diese Frage ploppte vor ein paar Tagen in mir auf. Wer weiß, vielleicht liegt das auch ein bißchen an derTatsache, dass ein Jahr zuende geht und in diesem Fall ein insgesamt echt schwieriges Jahr.

Diese Frage hätte ich vor 30 Jahren natürlich völlig anders beantwortet als vor 20 Jahren oder 15 Jahren als heute. Der Mensch entwickelt sich auch als Erwachsener immer weiter. Dinge, die früher selbstverständlich im Wertekanon waren, verschwinden oder verändern sich. Sachen, die man früher nie gemacht oder befürwortet hätte, sind heute absolut normal. Man entdeckt Neues, verwirft alte Ideen, richtet sich neu aus.

Also: Wer bin ich?

Ich bin Uschi, 51 Jahre alt, immer noch eine kleine, dicke Frau. Ich glaube, ich habe einen gewissen Charme, den viele Menschen aber erst auf den zweiten oder dritten Blick entdecken. Wenn ich in eine Gruppe mir unbekannter Menschen komme (zum Beispiel bei einer Fortbildung), halte ich mich erstmal im Hintergrund, beobachte die anderen Menschen. Bei Parties ist das noch etwas stärker, denn ich bin tief in meinem Herzen doch recht schüchtern. Wenn ich aber ein wenig warm geworden bin, dann kann ich mich zeigen, mit anderen lachen und reden und hoffentlich eine gute Zeit haben.

Ich bin eine Krankenschwester, wenn auch nicht mehr aktiv in der Pflege, ich arbeite im Sozialdienst eines Krankenhauses (ich sage absichtlich nicht, dass ich Sozialarbeiterin wäre, denn ich weiß nicht, ob diese Berufsbezeichnung geschützt ist und ich habe das ja nicht studiert), interessiere mich brennend für medizinische Sachen, übersetze gerne Arztbriefe oder Befunde und erkläre sie und bin ziemlich gut darin, anderen zu helfen. Bei mir selber funktioniert das nicht so wirklich.

Ich war mal verheiratet (und bin logischerweise geschieden) und ob ich nochmal heirate, weiß ich absolut gar nicht. Ausschließen möchte ich das jedenfalls nicht. Und seit fast sechs Jahren bin ich Single. Was nicht bedeutet, dass ich in dieser Zeit nicht so meine Abenteuer gehabt hätte. Aber eine wirkliche Beziehung war nicht dabei. Ich weiß auch gar nicht, ob ich eine feste Beziehung möchte. Das werde ich vermutlich dann wissen, wenn der richtige Mann da ist. Bis dahin möchte ich vor allem Spaß haben.

Um aber mit einem Mann Spaß haben zu können, muss ich eine ganze Schippe Sympathie für einen Mann empfinden, ich nenne es manchmal eine kleine Verliebtheit. Und ein Mann muss mich nicht nur sexuell begeistern, sondern auch vom Kopf her (an der Stelle hapert es übrigens ganz oft bei Männern, die ich online so treffe.). Und ich hoffe sehr, dass ich nicht nochmal an einen Narzissten gerate (der Letzte hat abscheuliche Wunden bei mir hinterlassen).

Ich bin auch eine Mutter, jedoch ist mein Junior schon so alt (er wird im nächsten Jahr 23), dass da nicht mehr viel ist mit erziehen.

Alleine ausgehen (jetzt mal unabhängig von Corona, da geht das sowieso nicht) war noch nie mein Ding. Gar nicht.

Ich lache gerne und manchmal habe ich echt einen Clown gefrühstückt. Vor allem mein Sarkasmus ist berühmt-berüchtigt, aber in den letzten Jahren bin ich in dieser Hinsicht wesentlich sanfter geworden. Wenn mein Gegenüber aber ähnlich tickt, dann kommt mein Sarkasmus mal wieder richtig zum Vorschein.  

Mit Polyamorie habe ich meine Erfahrungern gemacht, nachdem ich sehr lange monogam gelebt habe. Polyamorie ist nicht für jeden etwas und auch nicht in jeder Lebenssituation tatsächlich sinnig. Für mich ist wichtig, dass Polyamorie für jeden Beteiligten absolut transparent sein muss. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das in einer festen Beziehung möchte.

Das klingt jetzt vielleicht eingebildet, aber bisher war ich jedem Mann intellektuell überlegen, was ich nicht als Makel sehe. Interessant war es allerdings, als ich das dem Narzissten mal sagte. Der ist fast ausgerastet. Natürlich meinte er, er wäre wesentlich intelligenter als ich. Ist er nicht.

Ich bin vielseitig interessiert, wirklich vielseitig, aber es gibt auch Sachen, für die intgeressiere ich mich gar nicht oder die mich ermüden. Physik zum Beispiel, oder Quantenmechanik. Da steige ich geistig aus. Und alles was mit Mathematik zu tun hat, ist mir ein Greuel. Ehrlich. Ich bin mehr so der sprachlich interessierte Mensch, spreche aber leider nur drei Sprachen fließend: Kölsch, Deutsch und Englisch.Ich hatte 5 Jahre Fanzösischunterricht und ein Jahr Russisch in einer freiwilligen AG.  Die wichtigsten europäischen Sprachen erkenne ich und kann ich auch auseinanderhalten und ich finde, wenn man Englisch, ein bißchen Französich und Medizinerlatein kann, dann erkennt man auch einige Wörter anderer Sprachen. Mein Französisch ist allerdings wirklich nur noch rudimentär vorhanden.

BDSM – da war mal was. Die Betonung liegt auf war. Vielleicht begegne ich irgendwann jemanden, der in mir wieder das Interesse dafür wieder erweckt. Aber ein Muss ist das ganz sicher nicht.

In meinem Team bin ich für mein Gedächtnis berühmt, aber ich stelle mittlerweile fest, dass ich manche Sachen und Menschen (vor allem Patienten) wirklich vergesse, und das ist vermutlich auch ganz gut so. Ich kann mich aber noch an viele Menschen erinnern, die ich vor 30 Jahren gepflegt habe.

Ich vertrage nur noch relativ wenig Alkohol, und ich mag eigentlich nicht alleine trinken. Für mich hat das Genießen von Alkohol auch viel zu tun mit netter Gesellschaft. Ich kann aber auch sehr gut ohne Alkohol feiern und lustig sein.

Obwohl ich mich gar nicht so oft schminke (mir fehlt dafür morgens meistens die Zeit) bin ich ein Make up Junkie und sammle Make up, vor allem Lidschatten. Es ist ein Drama, ehrlich. Allerdings bin ich immer noch auf der Suche nach dem perfekten lilafarbenen/violetten Kajalstift. Derzeit sieht es nicht so aus, als würde ich fündig werden. Aber lila passt einfach perfekt zu grünen Augen.

Von traditionellen Geschlechterrollen halte ich nicht so furchtbar viel, bin aber handwerklich völlig unbegabt. Solche Sachen dürfen gerne andere Leute machen. In meiner Ehe war ich die meiste Zeit die Hauptverdienerin und ich fand das gut.

Jo, mehr fällt mir im Moment nicht wirklich ein.

Falls Ihr Fragen habt, dann fragt einfach.

Mein Frust mit Onlinedating

Dating in Corona-Zeiten ist ja nun tatsächlich sehr schwierig, um nicht zu sagen, unmöglich. Das kommt natürlich auf das Verantwortungsbewusstsein an, welches man so hat – oder auch nicht. Klar, wenn zwei Menschen sich treffen, dann geht das mit den aktuellen Kontaktbeschränkungen. Trotzdem nehme ich lieber Abstand davon, nicht nur, weil ich in einem sensiblen Bereich arbeite und zudem selbst zur Risikogruppe gehöre.

Aber um Dating in Corona-Zeiten soll es heute nicht gehen. Sondern um Dating an sich, speziell um Dating mit Männern, mit denen ich online schon eine Weile geflirtet habe.

Ich bin Single, ich finde Sex toll, ich mag Männer (so generell). Aber Männer im „normalen“ Leben anquatschen oder gar anflirten – das kann ich nicht. Also flirte ich online. Ob das nun bei Twitter passiert (nur um das klar zu stellen: Twitter ist für mich keine Datingplattform, das ist eher so ein „Nebenprodukt“) oder bei einer Datingapp ist eher egal. Bei Datingapps allerdings preschen viele Männer sehr schnell nach vorne und sind da auch sehr deutlich. Aber okay, ist halt eine Datingapp.

Bei Twitter lerne ich Menschen über ihre Tweets und ihre Interaktionen mit mir kennen. Manchmal entsteht daraus echte Sympathie und ein privater Kontakt. Ich werde zum Beispiel ein paar Twitteranern auch in diesem Jahr einen Weihnachtsgruß schreiben. Ich mag das.

Hin und wieder wird ein Kontakt zu einem Mann dann auch schon mal etwas intimer, man flirtet und „spielt“ ein wenig, neckt sich, hat Spaß. Das ist alles sehr sehr in Ordnung. In ganz seltenen Fällen geht es dann über Whatsapp oder Threema oder Telegram weiter.

Und nachdem eigentlich klar ist, dass man sich in vielem einig ist, sehr ähnliche Dinge mag, sich gegenseitig auch toll findet, passiert etwas sehr Interessantes: Der Mann macht einen Rückzieher. Nämlich dann, wenn ich vorschlage, dass man sich ja auch mal im realen Leben treffen könnte.

Ich mache immer deutlich, dass ich mein Singledasein nicht unbedingt aufgeben will, dass ich im besten Falle nach Freundschaft Plus suche (wenn man sich dafür denn sympathisch genug ist). Ich bin also keine „Bedrohung“ für den Mann und seine Freiheit.

Und trotzdem, sobald ich meinen Wunsch, jemanden mal wirklich treffen zu wollen, klar formuliere, ziehen viele Männer sich zurück. Mit einer ganzen Reihe von sehr seltsamen und zum Teil wirklich sehr fadenscheinigen Ausreden. Ich habe überhaupt keine Ahnung, warum das so ist.

Jungs, ganz ehrlich? Ich bin jetzt 51 Jahre alt, ich habe keine Lust mehr, meine Zeit mit Spielchen zu vergeuden, die zu nix führen. Ein bißchen Hirnfickerei und Tasenwichserei ist ja in Ordnung, aber ganz sicher nicht das, was ich letztlich will. Ich will reale Ekstase erleben. Ich will fremde Haut spüren. Ich will Sex haben.

Ja, wir wohnen zum Teil weit voneinander entfernt. Ich bin absolut bereit, ein bißchen zu reisen (sobald das wieder geht). Natürlich nur mit Cover, aber das sollte ja nun selbstverständlich sein.

Diese ganzen Verhaltensweisen sorgen für sehr viel Frust bei mir. Lässt mich zweifeln. An mir, aber auch an dem, was an geschriebenen Dingen ausgetauscht wurde. War alles nur Lüge? Bin ich doch zu hässlich? Oder ist der Mann ernsthaft überrascht, dass eine Frau ihre Wünsche auch wirklich ausleben will?

Ich habe ja sowieso schon ein Problem damit, einem mir noch fremden Mann zu vertrauen. Durch solche Erlebnisse wird das nicht unbedingt besser. Wirklich nicht.

Also, Männer: Wenn Ihr sowieso nicht vor habt, mich mal real treffen zu wollen – dann lasst es einfach. Bedankt Euch für den netten Chat, aber macht klar, dass Ihr nichts weiter als Tastenwichserei wollt.

Dann kann ich nämlich sagen: Schade, aber dann beende ich das an dieser Stelle.

Und ich verschwende keinerlei Energie für etwas, was zu nichts führt.